14. März 2017

USA: Arbeitslos ins Krankenhaus?

Quelle: iStock/jossdim

Auch Krankenhäuser und Krankenhausketten sind an der Börse notiert. Doch gilt es als Anleger, gewisse Unterschiede zwischen den diversen Krankenhausbetreibern zu beachten: Das Geschäft europäischer Krankenhausbetreiber ist verhältnismäßig stetig, ebenso wie der Großteil des restlichen Gesundheitssektors. Anders ist die Situation jedoch bei amerikanischen Krankenhausbetreibern.

Wie die folgende Tabelle zeigt, waren zum Ende der neunziger Jahre mehr als 70% der Amerikaner privat krankenversichert, also entweder über den Arbeitgeber oder durch selbst erworbenen Versicherungsschutz. Auch hatten zu diesem Zeitpunkt ca. 15% der US Bevölkerung gar keinen Krankenversicherungsschutz.

Tabelle 1 US Krankenversicherung

Während der Anteil der Amerikaner mit selbst erworbenem Versicherungsschutz und derjenigen ohne Krankenversicherungsschutz von 1990-2012 recht konstant blieb, fiel der Anteil derjenigen mit einem an das Arbeitsverhältnis gebundenen Versicherungsschutz von ca. 65% im Jahr 1999 auf 55% im Jahr 2012. Diese Entwicklung wurde insbesondere durch die „Great Recession“ verstärkt, in der ca. 8,7 Mio. Arbeitsplätze zwischen Februar 2008 und Februar 2010 verlorengingen. Gleichzeitig nahm der durch öffentliche Programme (Medicaid, Medicare, Tricare) krankenversicherte Anteil der US-Amerikaner in den Jahren von 1999 bis 2012 um ca. 8% zu.

Dies ist ein ganz wesentlicher Unterschied zur Situation in Europa, wo eine generelle Krankenversicherungspflicht besteht, der Kostenträger im Allgemeinen über viele Jahre hinweg der gleiche bleibt und sich daher der Umfang des Versicherungsschutzes vergleichsweise wenig ändert. In den USA hingegen ändert sich der Kostenträger vergleichsweise häufig und damit auch Art und Umfang des Versicherungsschutzes. Wichtig ist dies im Hinblick auf Investitionen in Aktien börsennotierter Krankenhausbetreiber, da ein Wechsel des Versicherungsanbieters Veränderungen der Höhe der Zuzahlungen für ärztliche Dienstleistungen und Krankenhausaufenthalte mit sich bringen können.

So werden vorübergehend einkommensschwächere Patienten, wie z.B. Arbeitslose, planbare Eingriffe und Krankenhausleistungen nach Möglichkeit verschieben und weniger "Extras" in Anspruch nehmen. Diese Situation führt in den USA zu einer geringfügig zyklischeren Nachfrage nach Krankenhausdienstleistungen als in Europa.

Chart 2 Krankenhausaufenthalte
So zeigt die obige Graphik eine hohe Korrelation zwischen Arbeitslosenquote und Krankenhausaufenthalten (grau einfärbte Zeiträume kennzeichnen Rezessionen). Die Anzahl der Krankenhausaufenthalte in den USA wächst, sobald die Arbeitslosenquote unter 6% fällt. Zurzeit liegt sie in den USA bei 4,7% und treibt somit den Anstieg der Krankenhausaufenthalte an.

Fazit: Basierend auf der gegenwärtigen, soliden wirtschaftlichen Situation der USA ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosenquote zumindest konstant bleibt, wenn nicht sogar weiter sinkt. Eine Entwicklung, die für die absehbare Zukunft nachhaltiges Wachstum im US Krankenhaussektor erwarten lässt. Innerhalb des weltweiten Gesundheitssektors also ein attraktives Segment jenseits von Biotech- und Pharmaaktien.