Dr. Andreas Bischof im Interview mit fundplat.com
Herr Dr. Bischof, das Thema Gesundheit beherrscht seit Wochen die Medien und dies weltweit. Lassen sich beispielsweise all die Aussagen der deutschen Virologen und Epidemiologen - die während der Krise grosse Bekanntheit erlangten - einordnen?
Ich bin sehr erfreut darüber, dass sich die Regierungen der meisten Staaten in Sorge um das Wohl ihrer Bevölkerung von den entsprechenden Fachleuten, Virologen und Epidemiologen beraten lassen, denn dies hilft natürlich, die Anzahl der Corona-Toten einzuhegen. Ganz und gar unerträglich ist mir hingegen das verantwortungslose Verhalten von Realitätsverweigerern wie Donald Trump, Vladimir Putin, Boris Johnson und Jair Bolsonaro, bei denen man sich fragen muss, ob sie eine unnötig hohe Anzahl an Corona-Toten in ihren Ländern aus politischem Kalkül in Kauf nehmen oder einfach nur aus Dummheit.
Meldungen über angeblich heilbringende Covid-Medikamente erscheinen fast täglich. Wie gehen Sie damit um?
Diese Meldungen lese ich mit grösstem Interesse, sowohl in meiner Eigenschaft als Fondsmanager als auch in meiner Eigenschaft als Molekularbiologe. Es ist wirklich faszinierend, wie vielfältig und teilweise auch wie hochinnovativ die diversen Produktansätze sind, die derzeit mit grossem Tempo entwickelt und teilweise schon in klinischen Tests am Menschen evaluiert werden. Die geballte Energie, mit der Tausende Wissenschaftler weltweit an Wirk- und Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 arbeiten, ist unerreicht, so etwas hat es zuvor noch nie gegeben. Es erfordert sehr viel Expertise, die vielversprechendsten dieser mannigfaltigen Entwicklungen zu identifizieren und erfolgreich in entsprechenden Investmentstrategien zu nutzen. Eine gleichsam anspruchsvolle wie reizvolle Aufgabe, die viel Freude macht.
Ihr Healthcare-Fonds ist bekannt und hat mehrere Auszeichnungen gewonnen. Haben Sie in den vorigen Wochen Positionen ausgetauscht oder behielten Sie eine ruhige Hand?
Ja, im Rahmen der Anlagestrategie haben wir die eine oder andere Aktie ausgetauscht, wie auch zuvor schon. Aber nicht, um von der Corona-Krise zu profitieren, sondern um weiterhin konsequent und mit ruhiger Hand diejenige Anlagestrategie umzusetzen, deretwegen Anlegerinnen und Anleger den Fonds schätzen. In der aktuellen Ausnahmesituation laufen vor allem Pharma- und Biotech-aktien, die der Fonds bekanntermassen meidet, weshalb er dem Vergleichsindex in den letzten Wochen etwas hinterherlief. Dies sehen wir jedoch gelassen. Denn nach dieser vergleichsweise kurzen Ausnahmesituation, in der wir uns momentan noch befinden und von der wir ohnehin alle hoffen, dass sie baldmöglichst hinter uns liegt, folgt wieder eine sehr, sehr lange Phase der Norma-lität. Dafür ist die Anlagestrategie des Fonds konzipiert und in dieser funktioniert sie sehr gut, wie die letzten Jahre zeigen.
Wenn Sie und Ihr Team sich für eine neue Aktie entscheiden, wie viel Zeit geben sie ihr, sich in Ihrem Sinne zu entwickeln?
Gerne würde ich Ihre Frage konkret mit einer Zeitangabe in Wochen oder Monaten beantworten, aber leider ist dies nicht möglich. Denn wir arbeiten schlichtweg nicht mit festen Vorgaben, die immer und in jedem Fall gelten. Solche fixen Vorgaben wären kaum sinnvoll, denn Chancen und Risiken einer Aktie sowie deren Realisierung im Zeitverlauf unterscheiden sich nicht nur von Aktie zu Aktie, sondern sogar bei ein und derselben Aktie - je nachdem, zu welchem Moment man diese Aktie betrachtet. Insofern kann es gar keine festen Vorgaben geben. Vielmehr handelt es sich ein ums andere Mal um eine Einzelfallentscheidung des Fondsmanagements.
Was sind Ihre weiteren Ziele mit dem Fonds und welche Anlegerinnen und Anleger sollten ihn genau anschauen?
Nun, Ziel der Anlagestrategie des Fonds ist weiterhin eine Wertentwicklung, die besser ist als die des weltweiten Gesundheitssektors. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 ist dies dem Fonds durchaus gut gelungen. Er eignet sich für Anlegerinnen und Anleger, die vom langfristigen und überdurch-schnittlichen Wachstum des weltweiten Gesundheitssektors profitieren wollen. Und dabei - anders als die meisten Gesundheitsfonds - nicht hauptsächlich auf Pharma und Biotech setzen möchten, sondern an den Chancen ganz anderer, sehr vielfältiger Geschäftsmodelle im Wachstumsmarkt Gesundheit partizipieren wollen. Denn der börsennotierte Gesundheitssektor bietet mehr als 1.700 Aktien von Unternehmen, die sich nicht mit der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beschäftigen. Gerade auf diese 1.700 «untypischen» Gesundheitsaktien fokussiert unser Healthcare-Fonds.
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