Alle Beiträge von Oliver Kämmerer

Beeinflussen Viren unser Investitionsverhalten?

Medizinische und ökonomische Krisen gehen oftmals Hand in Hand. Das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens bemisst man unter anderem am rückläufigen bzw. vom Trend abweichenden volkswirtschaftlichen Wachstum. Ein ähnliches Konzept, dass der sogenannten ‚Übersterblichkeit‘, wird dazu verwendet, die über das erwartete ‚Normalmaß‘ hinausgehende Sterblichkeit zu quantifizieren. Aber Krisen wirken sich nicht nur auf unseren Wohlstand und unsere Gesundheit, sondern auch auf das Investitionsverhalten aus.

Übersterblichkeit während der Finanzkrise: Die Ergebnisse einer in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Studie legt nahe, dass die Finanzkrise für 260.000 zusätzliche, krebsbezogene Todesfälle in den OECD-Ländern verantwortlich war. Aber auch Herzkreislauferkrankungen sind rapide angestiegen. Im europäischen Finanzzentrum London, sind zwischen 2008-09 zusätzlich mehr als 2.000 Menschen am Herzinfarkt gestorben. Die Finanzkrise war also nicht nur eine ökonomische Krise, sondern auch eine gesundheitliche Katastrophe.

Corona als Auslöser eine ökomischen Krise: Im Unterschied zur Finanzkrise ist nun eine medizinische Krise, die Coronavirus-Pandemie, der Auslöser für eine weltweite Rezession, die nach aktuellen Schätzungen des IMF im Jahr 2020 zu einem um 3% geringeren weltweiten Bruttoinlandsprodukt führen wird. Die Finanzkrise führte im Vergleich dazu nur zu einem geringfügigen Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 0,1%. Wie auch im Jahr 2009 werden insbesondere die wirtschaftlich starken Länder des Westens überproportional betroffen sein, währenddessen Schwellenländer (insbesondere China und Indien) nur einem begrenzten wirtschaftlichen Abschwung entgegensehen.

..und einer Beschäftigungskrise: Der starke Rückgang der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen wirkt sich auch negativ auf die Beschäftigungssituation aus, wie es zeitnah am US-Arbeitsmarkt beobachtet werden kann. So sind die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe seit dem 22. März deutlich angestiegen und haben sich in den letzten Wochen auf eine Rekordzahl von ca. 43 Millionen summiert. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag die Anzahl der Neuanträge bei 2,8 Millionen.

Medikamentendistribution, wie wir sie bislang kennen.

 

Quelle: U.S. Department of Labor, nova funds

 

Unsicherheit und Investitionsverhalten: Die gesundheitlichen Auswirkungen, die durch Wirtschaftskrisen und damit einhergehender Arbeitslosigkeit ausgelöst werden, sind wie eingangs beschrieben, wohl dokumentiert, aber wie wirkt sich Unsicherheit am Kapitalmarkt auf den Gesundheitszustand und die Risikobereitschaft von Investoren aus?

Der Neurologe John Coates ist in verschiedenen Studien dieser Frage nachgegangen. Er war selbst jahrelang Derivatehändler an der Wall Street und fragte sich, welchen Einfluss steigende and fallende Märkte auf das Risikoverhalten professioneller Marktteilnehmer hat (von denen man im Grunde erwarten würde, dass diese emotionslos und rational handeln). Im Rahmen verschiedener Studien wurden Händler mit Sensoren versehen, um die körpereigenen Funktionen laufend zu überwachen. Ergänzend kam es auch zu Blutentnahmen.

Bei diesen Studien stellte sich erstaunlicherweise heraus, dass sich der Körper selbständig auf eine Veränderung der Volatilität am Aktienmarkt und einer möglicherweise starken Zunahme des Informationsflusses einstellt: Über eine erhöhte Herzfrequenz, die vermehrte Produktion von Adrenalin und Kortison sowie über eine erhöhte Alarmbereitschaft des Immunsystems. Das Gehirn spielte hierbei eine untergeordnete Rolle.

Der Körper eines Investors wird automatisch in Alarmbereitschaft versetzt, unabhängig davon, ob er Geld verliert oder Geld verdient. Allein die Zunahme an neuartigen Informationen, die eine Unsicherheit / Volatilität hervorrufen, lösen diese körpereigene Reaktion aus. Normalerweise sind diese Ereignisse von kurzfristiger Natur, zum Beispiel die Veröffentlichung von Quartalsergebnisses eines Unternehmens, aber was macht der Körper, wenn er längerfristig einer immer neuen Flut an Informationen ausgesetzt wird und der oben beschriebene Zustand chronisch wird?

John Coates und seine Mitstreiter fanden in Laborstudien heraus, dass Menschen, die sich stark verändernden Stressniveaus ausgesetzt sehen und dabei hohe Mengen an Kortison produzieren, eine ausgeprägte Risikoaversion entwickeln. Übertragen auf professionelle Investoren bedeutet dieses, dass ihre zunehmende Risikoaversion Kursrückgänge stark beschleunigen und dieses Verhalten zu einem Crash führen kann. Letztendlich müssen Notenbanken mit Anlagekäufen einschreiten, um Investoren aus Ihrem ‚Dauerstresszustand‘ und ihrer Risikoaversion zu befreien, und die rückläufigen Marktentwicklungen aufzuhalten.

Fazit: Medizinische und ökomische Krisen können sich gegenseitig verstärken, unabhängig davon, was der ursprüngliche Auslöser war. Dabei setzen uns nicht nur Krankheitserreger, sondern auch ein Übermaß an neuartigen Informationen zu. Unser Investitionsverhalten verändert sich „unbewusst“, wenn wir über einen längeren Zeitraum mit einer hohen Anzahl von immer neuen Informationen konfrontiert werden. Dieses macht unseres Anlageverhalten risikoavers.

Bleiben Sie gesund!

Digitale Gesundheit – Ist die Zeit gekommen?

Leidet Ihr Netzwerk an iPaditis, Blackberroiden, Androidose, iPhonease oder Smartphonia? Dies fragt eine Werbung von CISCO Systems. Wie „FinTech“ wird „HealthTech“ zunehmend zu einem Schlagwort, das für die digitale Transformation des Gesundheitssektors steht. Der wachsende Kostendruck im Gesundheitswesen, angetrieben unter anderem durch die Alterung der Bevölkerung, führt zu der Suche nach Möglichkeiten, vermeidbare Kosten zu reduzieren, z.B. für chronisch Kranke und Krankenhausaufenthalte.

Was aber bedeuten Begriffe wie „HealthTech“, „eHealth“, „digital health“, oder „connected healthcare“? Vielen eHealth-Produkten ist gemeinsam, dass diese zunächst Informationen über das Wohlbefinden bzw. der Gesundheit des Benutzers sammeln, diese dann nachfolgend teilen und analysieren / auswerten können. Möglich machen dies miniaturisierte Sensoren sowie der Einsatz von drahtloser Übertragungstechnologie. Zu den eHealth-Anwendungen gehören aber auch Datenbanken (wie z.B. die elektronische Gesundheitsakte oder die menschliche Genomdatenbank), Diagnosesoftware (z.B. für die Diagnose und Behandlung von psychologischen Erkrankungen), Trainingssoftware (z.B. zum Üben von chirurgischen Eingriffen) und der „digitale“ Zugang zu Ärzten (z.B. über ein Smartphone-App), um nur einige Beispiele zu nennen.

Tragbare eHealth-Produkte (so genannte wearables) stellen eine Kategorie von Produkten dar, die Informationen zunächst sammeln. Nachfolgend werden diese Informationen dann entweder an eine andere Applikation zur Weiterverarbeitung übertragen oder das wearable wertet die Daten selbst aus und informiert den Benutzer über das Ergebnis. Tragbare eHealth-Produkte haben oftmals das Format einer Armbanduhr / Smartwatch (Beispiele hierfür sind Garmin, Polar, Fitbit, Mio, Withings, und Under Armour Healthbox), sie können aber auch in Form von Funktionsshirts auftreten (Beispiel HEXOSKIN) oder womöglich zukünftig auch als Kontaktlinse: So entwickelt Novartis zur Zeit eine „smarte“ Kontaktlinse, die den Blutzuckerspiegel in der Tränenflüssigkeit misst. Auch Smartphones können in wearables verwandelt werden, indem auf dem Gerät installierte Apps beispielsweise Daten von einem am Körper befestigten Sensor empfangen und verarbeiten, oder eine zurückgelegte Distanz GPS-basiert messen. Viele der oben genannten Produkte dienen momentan überwiegend der Förderung der körperlichen Fitness und weniger der medizinischen Anwendung. Digitale Plattformanwendungen, wie z.B. HealthSuite von Philips nutzen jedoch Smartphones und Tablets um dem Nutzer Daten über die Herzfrequenz, Blutdruck, Schlafrhythmus und Blutzuckerspiegel anzuzeigen – Informationen, die dann auch in Echtzeit einem behandelnden Arzt zur Verfügung gestellt werden können.

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Softwarebasierte eHealth-Produkte ermöglichen z.B. den digitalen Zugang zu Ärzten (z.B. Babylon Health, Teladoc und Ping A Good Doctor), dienen der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen (z.B. Cambridge Cognition, Lyra Health und HeartFlow), oder dem Üben von chirurgischen Eingriffen (TouchSurgery) und der Digitalisierung von Patientenakten (DocuTAP). Um sich einen besseren Überblick über die angebotenen Dienstleistungen und Produkte zu verschaffen, unterteilt StartUp Health den HealthTech Sektor in 10 Kategorien, zu denen neben anderen auch Wellness, personalisierte Gesundheit und Krankenversicherungen gehören.

Das womöglich bekannteste IPO im Jahr 2015 war das von Fitbit, es gab jedoch noch weitere IPOs im Bereich der Genomanalyse (natera, INVITAE), Wellness (MINDBODY), Telemedizin (TELADOC) und der öffentlichen Gesundheit (evolent HEALTH). Auch der Risikokapitalmarkt für eHealth-Unternehmen erfreut sich eines starken Wachstums. Schätzungen von StartUp Health zufolge wurden im 1. Halbjahr 2016 in den USA alleine USD 3,8 Mrd. in junge Unternehmen im Bereich Digitale Gesundheit investiert. In den Jahren 2010 bis 2015 waren es insgesamt USD 21,5 Mrd., davon allein im Jahr 2015 USD 6 Mrd. Manche Beobachter gehen daher davon aus, dass das Fitbit-IPO einen ähnlichen Boom für HealthTech Unternehmen auslösen könnte wie es das Netscape-IPO für den Dotcom Boom war.

StartUp Health new

Hightech-Medizin am Herzen

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Es müssen nicht immer Medikamente sein. Ob Herzschrittmacher, Herzklappen, implantierbare Defibrillatoren oder künstliche Stützen für Herzgefäße, die Medizintechnik bietet ein ganzes Arsenal an Produkten, um einem erkrankten Herz und seinen Zuleitungen eine Generalüberholung zu gönnen.

von Oliver Kämmerer, Dipl. Volkswirt, geschäftsführender Gesellschafter, nova fund management GmbH

In diesem Blogbeitrag gehen wir auf die aktuellen medizintechnischen Behandlungsmöglichkeiten der koronaren Herzkrankheit ein, eine Erkrankung, die in vielen Fällen durch eine Verengung der Herzkranzgefäße gekennzeichnet ist. Die Folge ist eine verringerte Durchblutung und damit eine verminderte Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur. Die Diagnose ist dann häufig Angina Pectoris („Enge der Brust- oder des Herzens“) oder viel schlimmer, der Herzinfarkt. Neben den Herzkranzgefäßen können auch die Beinarterien sukzessive verstopfen (die periphere arterielle Verschlusskrankheit), welches zu Schmerzen beim Gehen, oder – im schlimmsten Fall – zur Amputation führen kann. Neben der Bypass-Operation am offenen Herzen wird häufig das minimal-invasive Katheterverfahren angewendet, auf das wir hier näher eingehen

Ballonkatheter werden von Kardiologen zur Aufdehnung von verengten Herzkranzgefäßen verwendet. Bei dieser minimal-invasiven Prozedur (so genannte Angioplastie) erfolgt der Zugang des Ballonkatheters über die Leistenarterie, über die der Ballonkatheter dann bis zum verengten Herzkranzgefäß geführt wird. Dort angekommen wird der Ballon ein wenig aufgeblasen, wodurch das verengte Gefäß geweitet wird. Damit sich das so geweitete Gefäß nicht wieder verengt / oder gänzlich verschließt, kann der Kardiologe eine koronare Gefäßstütze (englisch „Stent“) implantieren. Ein Stent ist ein röhrenförmiges, dehnbares Geflecht aus chirurgischem Metall (meistens Kobaltchrom), das das Gefäß von innen stützt und offenhält. Dieser minimal-invasive Eingriff ist weitaus schonender als eine Bypass-Operation, bei der dem Patienten am offenen Herzen eine vorher an den Extremitäten entnommenen Vene oder Arterie eingesetzt wird, um die Engstelle zu überbrücken. Ursprünglich waren die Stents unbeschichtet (so genannte „bare metal stents“). In der Vergangenheit stellte sich jedoch allmählich heraus, dass es an den Rändern und innerhalb des Stents zu unerwünschtem Zellwachstum und somit zu einer erneuten Ausbildung von Engpässen kommen konnte. Daher werden heute hauptsächlich medikamentenbeschichtete Stents (so genannte „drug-eluting stents“) eingesetzt, die das Risiko eines Wiederverschlusses (medizinisch „Restenose“) signifikant reduzieren.


Quelle: MedTech Europe/www.medtecheurope.org

Um auch Restenosen behandeln zu können, sind wirkstoffbeschichtete Ballonkatheter (englisch „drug-coated ballons“) entwickelt worden, bei denen der Ballon das Medikament gegen den erneuten Wiederverschluss an die Gefäßwand abgibt – und nicht der Stent. Medikamentenbeschichtete Ballonkatheter – anstatt Stents – werden vor allem zur Erweiterung verengter Arterien in den (beweglichen) Extremitäten und zur Öffnung verstopfter Stents eingesetzt. Zu den in den USA zugelassenen Produkten gehören z.B. Lutonix von CR Bard und IN.Pact Admiral von Medtronic.

Auch vor den Stents hat die Entwicklung nicht haltgemacht. Kürzlich wurde ein bioabsorbierbarer Stent unter dem Markennamen ABSORB von der Firma Abbott Labs auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zum konventionellen Stent, der im Körper des Patienten verbleibt, löst sich ABSORB innerhalb von zwei Jahren auf. Im Unterschied zu den aus chirurgischem Metall bestehenden, herkömmlichen Stents besteht ABSORB aus Polyactid, einem biokompatiblen Material, das unter anderem auch für selbstauflösendes Nahtmaterial verwendet wird. Zudem ist es ebenfalls mit einem Medikament beschichtet, das unerwünschtes Zellwachstum und somit einen Wiederverschluß des Gefäßes unterdrückt.

Es müssen nicht immer Blockbuster-Medikamente sein, die einen Milliarden US-Dollar-Markt begründen. Zu seinem Höhepunkt in den Jahren 2005/06 war der Markt für koronare Gefäßstützen mehr als sechs Milliarden US-Dollar groß – heute sind es immer nach stattliche vier Milliarden US-Dollar. Er wird im Wesentlichen von drei Unternehmen dominiert, hierzu zählen die Medizintechnik-Unternehmen Abbott Labs, Boston Scientific und Medtronic. Weiterentwicklungen wie bioabsorbierbare Stents und wirkstoffbeschichtete Ballonkatheter eröffnen neue Therapiemöglichkeiten, die die Vorteile minimal-invasiver Eingriffe mit einer Reduktion unerwünschter Nebenwirkungen kombinieren – zum Wohle des Patienten.

Dr. Robot – Roboter am Krankenbett?

Die Kombination von Robotik und künstlicher Intelligenz ermöglicht Robotern zunehmend, anspruchsvollere Aufgaben zu lösen. Dies steigert zum einen ihre Verwendung und befeuert zum anderen die Diskussion, inwiefern der zunehmende Einsatz von Robotern unsere Gesellschaft verändert. Künstliche Intelligenz sollte dazu beitragen, den Einsatz von Roboter auf zahllose Anwendungen auszuweiten, unter Verwendung eines breiten Spektrums an Fähigkeiten, und so möglicherweise Angestellte von ihren traditionellen Arbeitsplätzen verdrängen. Während personalintensive Sektoren der Weltwirtschaft Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen sicherlich begrüßen, resultieren daraus andererseits Einkommensverluste für diejenigen, deren Arbeit künftig von Robotern verrichtet wird.

Im Rahmen dieses blogs beleuchten wir hier kurz aktuelle und künftige Einsatzbereiche von Robotern im Gesundheitswesen. Aktuell werden Roboter in Krankenhausapotheken (Service-Roboter), in Operationssälen (chirurgische Roboter) und in der nicht-invasiven „Strahlen-Chirurgie“ sowie in der Laborautomatisierung genutzt, um nur einige wenige Anwendungen zu nennen. Deutlich futuristischer ist das Bild, wenn man so genannte Nanobots ebenfalls den Robotern zuordnet. Nanobots würden im Blutstrom durch den Körper „reisen“ und ihre „Fracht“, meist ein Medikament, am Zielort abladen.

Welches sind Ziele und Vorteile des Einsatzes von Robotern im Gesundheitswesen? Ein Ziel ist, die Sicherheit und die Ergebnisse chirurgischer Eingriffe zu verbessern, ein anderes, die Effizienz der Abläufe zu vergrößern und Kosteneinsparungen durch eine Personalreduktion zu erzielen. Zudem können Roboter einen Ersatz darstellen in Bereichen, für die es schwierig ist, Personal zu rekrutieren.

Service-Roboter kommen der weit verbreiteten Vorstellung eines R2D2-artigen Roboters aus Georeg Lucas‘ Film „Der Krieg der Sterne“ am nahesten: Dazu gehört beispielsweise Aethons TUG, ein autonomer, mobiler Roboter, der diverse Güter transportieren kann und so zum reibungslosen Ablauf des Krankenhausbetriebes beitragen kann. Laut Aethon werden TUGs in den USA aktuell in ca. 140 Krankenhäusern eingesetzt. Dabei können TUGs entweder geleast oder gekauft werden, wobei Leasingraten bei USD 1.500-2.000 pro Monat und Kaufpreise bei ca. USD 75.000-140.000 liegen, in Abhängigkeit von ihrer Ausstattung. Dabei erreichen Krankenhäuser den break-even Punkt ca. 2 Jahre nach der Investition. Während der Einsatz von Service-Robotern einerseits Arbeitsplätze gefährdet, liegen Ihre Vorteile unter anderem in einer Verkürzung der Zeit bis zum Verabreichen der Medikamente und in einer Reduktion des Verlusts an Medikamenten. Darüber hinaus können Service-Roboter besonders schwere, mühsame oder unangenehme Arbeiten verrichten, wie zum Beispiels den Transport von Wäsche und die Entsorgung von Müll.

Chirurgische Roboter, beispielsweise Intutive Surgicals daVinci-System, wirken oft weniger humanoid, wenngleich sie mit „Armen“ ausgestattet sind. Eingesetzt werden sie, um die Sicherheit und die medizinischen Ergebnisse von chirurgischen Eingriffen zu verbessern. Einen großen Auftritt hatte das daVinci-System übrigens 2002 im James-Bond Film „Stirb an einem anderen Tag“, in dem es James Bonds Körper gescannt und ihm eine Blutprobe entnommen hat. Inwiefern dies James Bonds Mission geholfen oder geschadet hat, sollten besser seien Fans unter sich klären. Zurück in die Realität: daVinci kombiniert die Vorteile von minimal-invasiven, laparoskopischen Eingriffen wie z.B. kleinere Narben, geringere Häufigkeit von Komplikationen und geringere Krankenhauskosten mit den Vorteilen konventioneller, offener Eingriffe, wie z.B. einer besseren Sicht auf das Operati-onsfeld und einer besseren Bewegungsfreiheit und -kontrolle.

Das da Vinci-System besteht aus einer Steuerkonsole, die sich üblicherweise in demselben Raum wie der Patient befindet, und einer mit 4 Roboterarmen ausgestatteten, von der Konsole aus gesteuerten Patientenliege. Drei Roboterarme bedienen chirurgische Instrumente, während der vierte mit einer endoskopischen Kamera mit zwei Linsen versehen ist, die dem Operateur an der Konsole ein stereoskopisches Bild liefert. Der Operateur an der Konsole blickt mittels eines speziellen Sichtgeräts auf ein 3D-Bild des Operationsfeldes und steuert so mit zwei Händen die Bewegungen und die Verrichtungen der anderen Roboterarme und ihrer Instrumente.

Laut Intuitive Surgical waren am Ende des 1. Quartals 2016 ca. 3.660 daVinci-Systeme in Betrieb, davon ca. 2/3 in den USA. da Vinci-Systeme kosten durchschnittlich ca. USD 1,54 Mio., wobei Intuitive Surgical zusätzlich rekurrierende Einnahmen durch den Verkauf von Instrumenten und aus Wartungsverträgen generiert. Im Gegensatz zu Service-Robotern bedrohen ihre chirurgischen Pendants keine Arbeitsplätze, da Chirurgen weiterhin benötigt werden, um den Eingriff durchzuführen.

Nanobots könnten ebenfalls eine Hauptrolle in künftigen James Bond-Abenteuern übernehmen: Nanobots sind Moleküle, die im Blutstrom durch den Körper reisen. Wissenschafter arbeiten derzeit an Nanobots, die detektieren, wo im Körper sie sich befinden und daraufhin gegebenenfalls ein Medikament an seinem Zielort im Körper abladen können. Beispielsweise könnte ein Nanobot ein Krebsmedikament zu einer Krebszelle bringen und es dort abladen, wodurch das Medikament seine Wirkung sehr viel zielgerichteter entfalten könnte und ohne dabei gesunde Zellen zu schädigen, ein wesentlicher Vorteil gegenüber aktuellen Krebstherapien. Aufmerksamkeit erregten Nanobots kürzlich, als Wissenschaftler der Universität Cambridge den kleinsten Motor der Welt präsentierten – nur einige wenige Milliardstel Millimeter „groß“ und mit Licht angetrieben! Möglicherweise wird ein solcher Nanomotor eines Tages in der Lage zu sein, in Flüssigkeiten zu navigieren, die direkte Umgebung zu „erspüren“ und eventuell sogar in lebenden Lebe einzudringen, um Krankheiten zu bekämpfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein weites Spektrum für den Einsatz von Robotern im Gesundheitsbereich existiert. Einige dieser Einsatzmöglichkeiten könnten Arbeitsplätze vernichten und zu Kosteneinsparungen führen, während andere die Ergebnisse chirurgische Eingriffe verbessern. Nanobots, die keine Roboter im klassischen Sinn sind, bringen möglicherweise eines Tages Therapeutika effizient an ihren Wirkort im Körper. Vor diesem Hintergrund wird die Automatisierung auch im Gesundheitsbereich eine immer größere Rolle spielen.

Investieren in Gesundheitsaktien abseits der Investorenherde

Der Gesundheitssektor gilt zu recht für viele Investoren als zukunftsträchtiger Anlagesektor. Viele Anleger übersehen dabei jedoch häufig, dass es im Gesundheitssektor neben den beiden bekannten Subindustrien Pharmazie und Biotechnologie in acht weiteren Sektoren oder Subindustrien attraktive Gesundheitsaktien gibt. Eine Sehschwäche korrigieren beispielsweise Brillengläser von Essilor oder Kontaktlinsen von Cooper, kranke Herzklappen können ersetzt werden durch künstliche von Medtronic oder Edwards Lifesciences und in der Sportmedizin helfen Produkte von Smith & Nephew.

Neue Wege gehen kann sich lohnen
Typische Gesundheitsfonds verpassen durch die starke Fokussierung auf die durchaus spannende Subindustrie Biotechnologie und die etablierte Pharmaindustrie oftmals attraktive Investitionsgelegenheiten in den anderen acht „untypischen“ Subindustrien. Da der Referenzindex typischer Gesundheitsfonds ebenfalls von hochkapitalisierten Pharma- und Biotechnologiewerten dominiert wird, ähnelt die Wertentwicklung solcher Fonds in vielen Fällen dem Referenzindex. Entsprechend haben viele dieser Anlagestrategien meist einen relativ niedrigen „Active Share“ – diese Kennzahl misst den Anteil des Fondsvermögens, der abweichend von der relevanten Benchmark investiert ist. Das ähnliche Investitionsverhalten dieser großen Anzahl von Fonds erinnert an das einer Herde. Die schädliche Konsequenz dieses Herdenverhaltens ist jedoch „Übergrasung“: Da sich alle auf der gleichen Weide tummeln, ist das saftig grüne Alpha fast vollständig abgefressen. Das reduzierte Nahrungsangebot reduziert die Chance auf überdurchschnittliches Wachstum bzw. auf überdurchschnittliche Rendite, um von der Weide in die Welt des Fondsmanagements zurückzukehren.

Der Gesundheitssektor besteht nicht nur aus Pharma und Biotechnologie

Subindustrie chart

Wer als Investor nicht der Herde folgen möchte, muss daher neue Wege gehen, respektive neue Subindustrien erkunden. Diese dadurch mögliche, vollständigere Ausschöpfung des Investmentuniversums abseits der Referenzindizes ermöglicht es, sowohl risiko-affine als auch risiko-averse Anlagekonzepte im Gesundheitsbereich zu entwickeln und umzusetzen. Zusätzlich können auch regionale Investitionskriterien hinzugefügt werden, um Risiken weiter zu reduzieren oder Renditeaussichten zu erhöhen.

Investoren sollten dabei die Vielfältigkeit des Gesundheitssektors beachten, vor allem aber auch für sich nutzen. Das Spektrum reicht von Anbietern von Informationstechnologie, die beispielsweise Krankenhaussoftware entwickeln, über Pharmagroßhändler bis zu Anbietern von Pflegedienstleistungen und Krankenhausbetreibern, um nur einige Bespiele zu nennen.

Gesundheit schlägt den Gesamtmarkt
Prognosen der OECD zufolge sollen sich die Gesundheitsausgaben bis 2060 gegenüber dem Referenzjahr 2010 mehr als vervierfachen; eine Verdopplung wird bereits bis 2035 erwartet. Dabei wachsen die Gesundheitsausgaben wesentlich schneller als das Bruttoinlandsprodukt. Daher erwarten wir, dass der Gesundheitssektor mittelfristig auch an der Börse schneller wächst als die Börse insgesamt.

Hinzu kommt erfreulicherweise, dass das überdurchschnittliche Wachstum des Gesundheitssektors einhergeht mit einer unterdurchschnittlichen Volatilität und einer sehr geringen Konjunktursensitivität. Denn Gesundheitsprodukte sind unverzichtbar, und werden daher immer gekauft oder verordnet, fast völlig unabhängig davon, ob die Wirtschaft um zwei Prozent wächst oder um zwei Prozent schrumpft. Die geringere Konjunktursensitivität des Sektors bedeutet auch weniger Stress für den Anleger.

Diese hochattraktive Kombination aus überdurchschnittlichem, langfristigem Wachstum einerseits und sehr geringer Zyklizität andererseits findet sich so nur im Gesundheitssektor. Gesundheit ist unverzichtbar – für jeden persönlich und als Investitionssektor – entscheidend ist die richtige Mischung.

Quelle: http://www.universal-investment.com/de/artikel/nova-gesundheitsaktien

 

Healthcare: Vielversprechende Aussichten für den weltweiten Gesundheitsmarkt

Ein Interview mit den Experten Dr. Andreas Bischof und Oliver Kämmerer der nova fund management GmbH.

Herr Dr. Bischof, wie schätzen Sie die langfristigen Wachstumsaussichten des Gesundheitssektors ein?
Die Wachstumsaussichten des Gesundheitssektors sind hochattraktiv. Sie können in zwei wesentliche Komponenten unterteilt werden: Zum einen wächst der weltweite Gesundheitssektor schneller als das globale Bruttoinlandsprodukt. Diese Einschätzung wird auch von der OECD geteilt, die basierend auf ihren Studien aus den Jahren 2013 und 2012 davon ausgeht, dass sich die Ausgaben für Gesundheit bis zum Jahr 2060 gegenüber dem Jahr 2010 mehr als vervierfachen, während das weltweite Bruttoinlandsprodukt „nur“ um den Faktor 2,7 ansteigt. Diese Studien legen außerdem nahe, dass schon im Jahr 2035 der Gesundheitsmarkt doppelt so groß sein wird wie im Jahr 2010. Und zum anderen ist der Gesundheitssektor ein defensiver Sektor, d.h. die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen ist weitestgehend unabhängig vom Verlauf der Konjunktur.

Herr Kämmerer, was sind die Haupttreiber dieser attraktiven Wachstumsaussichten für den Gesundheitsmarkt? Wie lassen sich diese herleiten?
Nach unserer Meinung sind hauptsächlich sechs Treiber für diese Wachstumsaussichten auschlaggebend. Hierzu gehören das Wachstum und die Alterung der Weltbevölkerung, medizinische Innovationen, der Aufbau der Gesundheitssysteme in Schwellenländern, eine Zunahme von Zivilisationskrankheiten und der weiterhin bestehende Mangel an ursächlich wirkenden Therapien.

Könnten Sie vielleicht zu einem der von Ihnen gerade genannten Punkte noch etwas konkreter werden?
Gerne, bleiben wir doch gleich bei der ersten Aussage: Wachstum und Alterung der Bevölkerung. Im Jahr 2050 werden ca. 9,6 Milliarden Menschen den Planeten bevölkern, das ist eine Vervierfachung im Vergleich zu den 2,3 Milliarden Menschen, die im Jahr 1940 auf der Erde lebten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren ca. 10 % der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird sich dieser Anteil bis zum Jahr 2050 auf 21 % erhöhen. Diese Verdopplung des Anteils der über 60-Jährigen veranschaulicht deutlich, wie stark die generelle Nachfrage nach medizinischer Versorgung wächst. Zusätzlich verstärkt wird dieses demographisch getriebene Nachfragewachstum durch eine Zunahme von Zivilisationskrankheiten, z.B. Diabetes und Bluthochdruck.

Herr Dr. Bischof, wie kann der Investor von den nachhaltigen Wachstumsaussichten des Sektors profitieren? Welche Investmentstrategien insbesondere mit Aktien bieten sich an?
Der Gesundheitssektor wird in 10 Subindustrien unterteilt, basierend auf einem weltweit anerkannten und etablierten Klassifikationsschema. Hierbei handelt es sich z.B. um forschende Arzneimittelunternehmen (Pharma, Biotechnologie), Labormittelzulieferer und Krankenhäuser, um nur eine Handvoll Beispiele zu nennen. Diese Heterogenität innerhalb des Sektors eröffnet die Möglichkeit, sowohl risikoaffine als auch risikoaverse Investmentstrategien zu konzipieren. Wir können sozusagen maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Investoren eingehen.

Wie sähen diese Strategien genauer aus? Wodurch unterscheiden sie sich?
Risikoaffine Strategien könnten z.B. ein höheres Gewicht auf Biotechnologie- und Pharmawerte legen, um Kursentwicklungen auszunutzen, die durch die Veröffentlichung von klinischen Daten ausgelöst werden. Risikoaverse Strategien vermeiden eher den Sektor Biotechnologie und konzentrieren sich womöglich mehr auf die Zulieferindustrien und Dienstleister, wie auch Krankenhäuser. Zudem gibt es eine breite Auswahl an Unternehmen mit unterschiedlicher Größe und davon abgeleitet Marktkapitalisierungen, d.h. es lassen sich konzeptionell auch Strategien entwickeln, die sich an diesen Kriterien orientieren.

Herr Kämmerer, das Börsenjahr 2015 hat gerade begonnen, wie schätzen sie das Kurspotenzial für Gesundheitsaktien in diesem Jahr ein?
Wir sehen grundsätzlich weiter Aufwärtspotenzial für Gesundheitsaktien im Jahr 2015. Die zeitliche Ballung von Patentabläufen umsatzstarker Medikamente liegt nun mehr als ein Jahr zurück und belastet damit die Ertragslage von Pharmaunternehmen nicht mehr. Zudem haben viele Medikamentenentwickler Fortschritte in der Forschungs- und Entwicklungsproduktivität gemacht, sodass für die Zukunft wieder von ansteigenden Umsätzen in der Branche auszugehen ist. Aber auch andere Gesundheitssektoren werden im Jahr 2015 von den von mit zuvor beschriebenen Treibern profitieren. Zu guter Letzt ist es auch wichtig zu erwähnen, dass der Sektor mit der Ausnahme der Biotechnologie defensiv ausgerichtet ist, sodass auch in fallendem Aktienmarkt mit einer relativen Outperformance zu rechnen ist.

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