Alle Beiträge von Dr. Andreas Bischof

Gesundheitsausgaben wachsen weiter

Der Anstieg der Gesundheitsausgaben schreitet unaufhaltsam voran. Das Statische Bundesamt Destatis in Wiesbaden legte am 12. Mai seine neuesten Zahlen vor.

4.712 Euro pro Einwohner/in wurden im Jahr 2018 in Deutschland für Gesundheit ausgegeben. Macht summa summarum 390,6 Milliarden Euro, entsprechend einem Anstieg von 4,0% gegenüber dem Jahr 2017.

Somit wuchsen die Gesundheitsausgaben wieder einmal schneller als das Bruttoinlandsprodukt (BIP Deutschland 2017: +2,2%) und demzufolge stieg auch der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlands- produkt weiter an, um 0,1% auf auf 11,7%. Für das Jahr 2019 schätzt Destatis die Wachstumsrate auf 4,3% und die Gesundheitsausgaben auf 407 Milliarden Euro.

Quelle: nova funds / Destatis

 

Quelle: Destatis, nova funds

Die COVID-19-Krise führt dazu, dass die einzelnen Staaten künftig eher mehr Geld für ihre Gesundheitssystems ausgeben als in der Vergangenheit, so dass der Anteil der Gesundheitsausgaben am globalen Bruttoinlandsprodukt weiter wächst und sich zudem die Geschwindigkeit dieses Wachstums tendenziell eher beschleunigt als verlangsamt.

Quelle: MSCI

Diese Entwicklung hat dann sicher auch ihre Konsequenzen am Kapitalmarkt: So gehen wir davon aus, dass das überproportionale Wachstum der Gesundheitsausgaben auch zu einem überproportionalen Wachstum des börsennotierten Gesundheitssektors führt. Aktuell liegt der Anteil des Gesundheitssektors am Gesamtmarktindex MSCI World bei ca. 15%.

Bleiben Sie gesund!

Corona-Wirkstoff aus Tübingen

Mit Hochdruck arbeiten Wissenschaftler weltweit an einem Wirkstoff gegen COVID-19. Das Feld ist unübersichtlich. Macht ein Wirkstoff aus Tübingen das Rennen?

Fieberhaft arbeiten Tausende Wissenschaftler rund um den Globus in Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Biotech- und Pharmafirmen an einem Wirkstoff gegen das Cornonavirus, bzw. gegen die von ihm ausgelöste Erkrankung COVID-19.

Doch welcher unter den Dutzenden von Medikamentenkandidaten wird die „Erlösung“ von Kontaktbeschränkungen etc. pp. bringen und eine Rückkehr zur Normalität ermöglichen? Hier präsentieren wir einen Medikamentenkandidaten, den wir sehr spannend finden.

Dieser Wirkstoffkandidat hört auf den spröden Namen „ATR-002“ und wird vom Tübinger Biotechnologieunternehmen Atriva Therapeutics entwickelt. ATR-002 inhibiert („unterbricht“) eine biochemische Signalkaskade, die so genannte „MEK-Signalkaskade“. Diese Signalkaskade existiert in den Zellen eines jeden Menschen, ganz gleich ob gesund oder krank, mit SARS-CoV-19 infiziert oder nicht. Und erfüllt dort auch in gesunden Menschen ihre „Aufgabe“, auf die einzugehen den Rahmen dieses kurzen Artikels sprengen würde.

Wie gesagt unterbricht ATR-002 diese immer vorhandene, „normale“, biochemische Signalkaskade im Körper (Lungengewebe) von Menschen, die mit SARS-CoV-19 infiziert sind. Das Coronavirus ist jedoch darauf angewiesen, dass diese Signalkaskade funktioniert, ansonsten kommt es nicht zur Vermehrung des Virus in der Lunge und somit auch nicht zur Erkrankung des Patienten. Und gerade die Unterbrechung der normalen Funktion dieser Signalkaskade gelingt ATR-0002, so zumindest die Hoffnung von Atriva.

Warum finden wir gerade diesen Wirkstoffkandidaten spannend? Weil er an der „normalen“ Biochemie der Patienten ansetzt, und gerade nicht am Virus selbst. Dies ist etwas Besonderes, denn weltweit existieren nur sehr wenige Wirkstoffkandidaten gegen SARS-CoV-19, die direkt an der Biochemie des Patienten ansetzen, und bei der MEK-Signalkaskade scheint ATR-002 sogar allein auf weiter Flur zu sein.

Führt ATR-002 zum Durchbruch bei COVID-19? Das ist seriös kaum vorherzusagen. Aber für den kommerziellen Erfolg dieses Moleküls auch vielleicht gar nicht so entscheidend. Denn ATR-002 wirkt, da es eben an der körpereigenen, „immer vorhandenen“ Biochemie des Menschen ansetzt und gerade nicht spezifisch gegen ein spezielles Virus wirkt, eventuell (auch) gegen Infektionen mit anderen Viren.

Und da wird es richtig spannend: Denn selbst, wenn ATR-002 im Kampf gegen das Coronavirus kein „Kassenschlager“ werden sollte, so hat ATR-002 die Chance, das ohnehin nicht allzu große Arsenal an antiviralen Wirkstoffen zu bereichern. Denn präklinische Studien haben gezeigt, das es möglicherweiser auch gegen Influenza A und B, also die Auslöser der (echten) Grippe, an der in der Grippesaison 2018 allein in Deutschland ca. 25.000 Menschen gestorben sind, wirken könnte, und zusätzlich außerdem auch gegen Hantaviren, das so genannte Respiratory Syncytial Virus (RSV) und gegen Dengueviren, um nur einige der der mögliche Einsatzgebiete von ATR-002 zu nennen.

So oder so: Bleiben Sie gesund!

Zwischenstand : Gewinnsaison 1Q20


Quelle: Refinitiv / Datastream, nova funds

Ungefähr die Hälfte aller börsennotierten Unternehmen hat ihre Gewinne für das erste Quartal 2020, das erste „Corona-Quartal“, veröffentlicht. Ein guter Anlass, sich den Zwischenstand einmal anzuschauen.

Welche der 11 GICS-Sektoren hat die COVID-19-Krise in punkto Gewinnentwicklung bislang wenig beeinträchtigt, welche mehr?

Informationstechnologie, Gesundheit und Energie führen die Bestenliste an, lautet die kurze Antwort, da 69%, 69% und 62% der jeweiligen Unternehmen die Gewinnerwartungen erreichten oder sogar übertrafen.

Am unteren Ende dieser Rangliste finden sich die GICS-Sektoren Consumer Discretionary (50%), Financials (47%) und Utilities (46%).

Legen wir nun den Gesundheitssektor unters Mikroskop: Von den 10 GICS-Subindustrien des Sektors war die Gewinnentwicklung in den Subindustrien Health Care Supplies, Health Care Technology und Managed Health Care am schwächsten, da nur 53%, 45% und 43% die Erwartungen trafen oder übertrafen.

Am besten hingegen schlagen sich bislang die Subindustrien Health Care Services (77%), Life Sciences Tools & Services (77%) und Pharmaceuticals (88%).

 

1Q20 Gewinnentwicklung innerhalb des Gesundheitssektors


Quelle: Refinitiv / Datastream, nova funds

Soweit der Zwischenstand zum ersten Quartal 2020. Im August werden wir hinsichtlich der Gewinnentwicklung im zweiten Quartal 2020 erneut eine solche Analyse vorlegen.

Bleiben Sie gesund!

Gifte, Parasiten, Untote und Zoonosen

Was dies alles mit Corona zu tun hat und warum uns diese vier Geißeln wohl auch in der Zukunft nicht erspart bleiben werden.

Das Gift Das Wort „Virus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Gift, Saft oder Schleim. Das Genus des Worts „Virus“ ist weder Maskulinum noch Femininum , sondern Neutrum, dementsprechend heißt es im Deutschen das Virus, und nicht der Virus.

Viren sind Parasiten, die Wirtszellen infizieren müssen, um sich zu vermehren. Ohne Wirtszellen geht’s nicht.

Viren leben nicht – daher sind sie auch so schwer zu töten, zumindest innerhalb des Organismus eines infizierten Wirtes. Bei der Infektion „kidnappen“ Viren quasi die biochemische Maschinerie der Wirtszelle und steuern sie für Ihre Zwecke um, so dass eine infizierte Wirtszelle sehr viele so genannte Nachkommen-Viren produziert. Dazu nutzen Viren vor allem die körpereigene, biochemische Maschinerie der Wirtszelle und nur sehr wenige eigene Proteine.

Daher ist es vergleichsweise schwierig, medikamentöse Wirkstoffe zu entwickeln, die einerseits die Virusvermehrung hemmen, andererseits sich dabei aber nicht gegen die körpereigene Maschinerie in den nicht-infizierten, gesunden Zellen richten.

Bei Bakterien hingegen ist dies ganz anders, denn diese leben im Unterschied zu Viren und verfügen über eine vergleichsweise ausgeprägte und differenzierte, eigene biochemische Maschinerie. Von daher bieten Bakterien grundsätzlich wesentlich zahlreichere Angriffspunkte für medikamentöse Wirkstoffe als Viren.

Tier-Viren springen seit jeher auf Menschen über und tun dies auch in Zukunft, von daher wären wir gut beraten, uns auf weitere Epidemien vorzubereiten. So existieren derzeit ca. 200 Zoonosen, also Infektionskrankheiten, die natürlicherweise von Tieren auf Menschen übertragen werden.

Zwei sehr bekannte Erreger sind zum einen das Tollwutvirus, das von infizierten Hunden oder Wölfen auf Menschen übertragen werden kann, die dann ihrerseits andere Menschen infizieren, oder das HIV, das von einem Schimpansen auf den Menschen übertragen wurde.

Durch das zunehmend dichtere Zusammenleben der wachsenden Weltbevölkerung einerseits und die Zunahme an Reisen andererseits steigt die Wahrscheinlichkeit künftiger Pandemien.

Bleiben Sie gesund!

Allocation matters!

Seit 19. Februar schon läuft die aktuelle Abwärtsphase des Aktienmarktes. Zeit, sich den aktuellen Drawdown einmal ein klein wenig detaillierter anzuschauen.

So illustriert die folgende Graphik die Entwicklung des DAX 30, des weltweiten Gesamtmarktindexes MSCI World und der MSCI Sektorindizes vom bisherigen Hoch des laufenden Jahres am 19. Februar bis zum 13. März.

Quelle: Refinitiv/Datastream, nova funds

Deutlich zeigt sich, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Indizes in diesen 17 Börsentagen entwickelt haben. Der weltweite Gesamtmarktindex MSCI World, ganz links in der Graphik, verlor 25%. Die Sektorindizes, aus denen sich dieser globale Gesamtmarktindex zusammensetzt, entwickelten sich sehr unterschiedlich: Mit einem Minus von ca. 18% verloren die beiden defensivsten Sektoren, Gesundheit und Verbrauchsgüter (z.B. Nahrungsmittel), am wenigsten, ähnlich wie in Drawdown-Phasen der Vergangenheit auch.

Mit Verlusten von ca. 20-23% folgt das „Mittelfeld“ aus Immobilien-, Telekomunikations- und Technologieunternehmen sowie Versorger.

Das Schlusslicht bilden Industriewerte, Rohstofffirmen und – wieder einmal – die Finanzbranche.

Der DAX30 entwickelte sich noch schlechter, mit einem Verlust von -33% in so kurzer Zeit führt er unsere kleine Negativrangliste an.

Klar, dass solch deutliche Kursrückgänge keinem Anleger schmecken. Aber wenn solche vorübergehenden Rücksetzer nun einmal der Preis für die langfristig höheren Renditen am Aktienmarkt sind, dann doch wohl lieber vorübergehend 18% statt 33% (an hoffentlich unrealisierten) Rückgängen hinnehmen.

Auch deshalb ist Asset Allokation überaus bedeutsam.

Soziale Distanzierung: Fakten der Spanischen Grippe 1918

Soziale Distanzierung soll die Weiterverbreitung von Covid-19 eindämmen, so die Hoffnung zahlreicher aktueller Prognosen, Simulationen, Schätzungen und Vorhersagen. Diesen Prognosen, Simulationen, Schätzungen und Vorhersagen stellen wir hier Fakten gegenüber, genauer gesagt Erfahrungen aus dem Jahr 1918, dem Jahr der Spanische Grippe.

1918 kostete die Spanische Grippe ca. 675.00 Amerikanern das Leben. Trotz diverser Unterschiede zwischen der Spanischen Grippe vor mehr als einem Jahrhundert und der Coronavirus-Pandemie heute lässt sich die Wirksamkeit von sozialer Distanzierung sehr gut am Beispiel der damaligen Grippe-Epidemie belegen.

So empfahl im Jahr 1918 der oberste US Sanitätsinspekteur Dr. Rupert Blue dringend, alle Lokalitäten und Veranstaltungen zu schließen bzw. zu verbieten, bei denen sich größere Menschenmengen zusammenfanden. Damals oblag es den einzelnen Kommunen, dieser Empfehlungen des obersten Sanitätsinspekteurs zu folgen oder nicht – ähnlich wie heute in Deutschland.

Vor diesem Hintergrund handelten die Bürgermeister der damals dritt- und viergrößten US Städte St. Louis und Philadelphia sehr unterschiedlich: Der Bürgermeister von St. Louis folgte der Empfehlung sehr zeitnah und schlosss Kinos, Theater, Kinos, Schulen, Billardhallen, Cabarets, und untersagte öffentliche Bestattungen, Versammlungen und dergleichen mehr.

Der Bürgermeister von Philadelphia hingegen folgte der Empfehlung nicht. Mit dem Ergebnis, dass die Gesundheitseinrichtungen seiner Stadt völlig überlastet waren und die Todesraten in seiner Stadt in nur 2-3 Wochen drastisch in die Höhe schossen.

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences, PNAS (May 1, 2007) – Public health interventions and epidemic intensity during the 1918 influenza pandemic

Die obige Graphik illustriert den Verlauf der Grippe-bedingten Todesfälle 1918 in Philadelphia und St. Louis. Ein sehr überzeugender, “real-world“-Beleg für die große Wirksamkeit sozialer Distanzierung, wie wir finden.

Bleiben Sie gesund!